Katholisches Bildungswerk Köln
Beschreibung: Walter Benjamins Ehefrau Dora, 1890 als Dora Sophie Kellner geboren, stammte aus einer Wiener Zionisten-Familie. Beide Eltern waren ostjüdischer Herkunft und hatten von Kindheit an unter Pogromen zu leiden, besonders Leon Kellner, der Vater, der zum Rabbiner bestimmt war und erst mit vierzehn Jahren Deutsch lernte. Er war habilitierter Anglist und Shakespeare-Forscher, Experte für neue englische und amerikanische Literatur. Aber im Herzen blieb er immer religiöser Jude. 1896 schloss er sich Theodor Herzl an, dessen Nachlassverwalter er wurde. Dora Benjamin, eine bekannte Journalistin, Übersetzerin und Roman-Autorin, stand dem Zionismus ihres Vaters kritisch gegenüber, war jedoch viel religiöser als ihr Mann, Walter Benjamin, sprach Jiddisch, brachte ihrem Sohn jüdische Gebete bei, war gegen jedes modische ''Assimilantentum'' und verachtete Konvertiten wie Karl Kraus, obwohl sie viele nicht-jüdische Freunde hatten. Ihr Ideal war das friedliche Zusammenleben aller Völker und Kulturen. Auch nach 1933 verweigerte sie eine Auswanderung nach Palästina, die ihr der Benjamin-Freund Gershom Scholem dringend nahelegte. Eva Weissweiler, Kölner Autorin und Biographin von Dora Benjamin, spricht in ihrem Vortrag über das Spannungsfeld zwischen den Protagonisten und erläutert ihre unterschiedliche Einstellung zum Juden- und Christentum.